Der Sportkreis Main-Taunus hat nach der Auswertung der Bestandserhebung vom 31. Dezember 2020 rund 5000 Mitglieder verloren. Das sind die Folgen der Corona-Pandemie. Die Vereinsarbeit ruht weitgehend. Die Übungsstunden fallen aus. Die Angebote fehlen. „Viele Mitglieder fragen sich, warum sie den Beitrag bezahlen sollen, wenn sie keinen Sport treiben können“, sagt der Vorsitzende des Turngaues Main-Taunus, Hanns-Joachim Geiger. Der Bad Sodener erinnert daran, dass eine Vereinsmitgliedschaft für viele Menschen früher eine besondere Philosophie war: „Das war ein Lebenswerk. Da ist man nicht ausgetreten. Heute werden die Turn- und Sportvereine als Dienstleister angesehen.“

Auch der Turngau Main-Taunus wurde durch die Corona-Pandemie mächtig gebeutelt. Im Vergleich zum Jahr davor sanken die Mitgliederzahlen in den 41 Vereinen des Turngaues mit Stand 31. Dezember 2020 von 24809 auf 23480, also um 1329. Diese Zahlen sind nicht ganz identisch mit denen, die im Kreisblattbericht vom 19. Mai zur Situation im Sportkreis Main-Taunus genannt wurden. Der Grund: die bezogen sich ausschließlich auf den Main-Taunus-Kreis. Dem Turngau Main-Taunus gehören zum Beispiel mit Kelsterbach, Niederreifenberg, Schloßborn und Unterliederbach Vereine aus anderen politischen Kreisen an.

Mit einem Mitgliederschwund von 5,36 Prozent liegt der Turngau Main-Taunus unter den 20 hessischen Turngauen an zwölfter Stelle. Die geringsten Einbußen gab es im Turngau Werra mit 0,51 Prozent, die höchsten im Turngau Frankfurt, dem zum Beispiel Vereine aus Nied, Schwanheim, Goldstein Sindlingen und Zeilsheim angehören, mit 13,45 Prozent.

Im weiblichen Bereich wurden im Turngau Main-Taunus 906 Abmeldungen registriert, im männlichen Bereich 423. Am stärksten sind die Rückgänge bei den Jüngsten: Minus 449 bei den Mädchen unter sechs Jahren und minus 438 bei den Buben unter acht Jahren. Gravierend sind auch die Rückgänge bei den Frauen von 27 bis 40 Jahren mit 258 und den Frauen 41 bis 60 Jahren mit 118. Dies hängt damit zusammen, dass bei den Kindern und den vielen Frauen, die Gymnastik als Ausgleichssport suchen, die Angebote besonders krass wegegebrochen sind.

Dagegen sind die Zahlen bei den Frauen über 61 Jahren mit 17 und bei den Männern über 61 Jahren mit 47 sogar leicht angestiegen.

Der Blick auf die Zahlen bei den Vereinen bietet Überraschungen: Während der Turnverein Okriftel (106), TURA Niederhöchstadt (103), die Turngemeinde Bad Soden (99) und die Turngemeinde Schwalbach (84) die größten Verluste an Mitgliedern hinnehmen mussten, konnten der Turnverein Lorsbach (96), der Turnverein Wicker (25), der Turnverein Eschborn (24) und der Sport-Club Glashütten (21) sogar beträchtliche Zuwächse verzeichnen. Diese Zahlen sind nur schwer zu erklären und hängen wohl damit zusammen, wie die Vereine an den Landessportbund melden. Dabei vermischen sich oft die Abteilungen Turnen und Leichtathletik deshalb, weil zum Programm der Turner auch gemischte Wettkämpfe zählen.

Hanns-Joachim Geiger, der sich mit seinem Vorstand über Videokonferenzen berät, lobt die Initiativen vieler Vereine, die in schwierigen Zeiten mit virtuellen Kursangeboten versuchen, die Mitglieder in Bewegung zu halten.

Geiger ist auch zufrieden darüber, dass sich im Erwachsenenbereich die Fluktuation im Rahmen hält. „Viele Leute beweisen Sozialkompetenz in der Gemeinschaft und halten den Vereinen auch in schwierigen Zeiten die Treue. Dafür sind wir sehr dankbar.“

Der Turngauvorsitzende zeigt sich beim Blick in die Zukunft vorsichtig optimistisch: „Ich hoffe, dass wir nach den Sommerferien das Programm wieder Schritt für Schritt hochfahren können.“ wm